Von der Dummheit deutscher Journalistinnen

 Auf FOCUS ONLINE finden wir heute, 12. April 2023, die Schlagzeile „Für Finnlands Schulen sind viele Migranten-Kinder ein Geld-Segen“
Die Autorin ist Sarah Werner (Bremen).
Der Link zum Artikel ist: https://www.focus.de/perspektiven/ein-blick-nach-finnland-zeigt-wie-integration-im-schulsystem-gelingen-kann_id_190291107.html

Da ich gedanklich gerade mit anderen Themen beschäftigt bin, hier nur ein paar Anmerkungen auf die Schnelle diesem unsinnigen Artikel:

Der ganze Artikel ist schon alleine deshalb wertlos, weil er mit keinem Wort darauf eingeht, dass der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund in Finnland viel kleiner ist als in Deutschland.

2018 ist das letzte Jahr, für das Daten aus PISA vorliegen. Nach der PISA-Klassifikation hatten 5,8 Prozent der 15-Jährigen in Finnland einen Migrationshintergrund, in Deutschland waren es 22,2 Prozent. (am Rande: Wie ich auf diesem Blog schon des Öfteren hervorgehoben habe, ist die PISA-Klassifikation politisch „korrekte“ Schönfärberei; im deutschen PISA-Bericht wird für Deutschland ein Migrantenanteil von 36 Prozent angegeben).

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Zitat: „An finnischen Schulen sind die Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund längst nicht so groß wie in Deutschland“. Da nicht angegeben wird, worauf sich die Unterschiede beziehen, ist die Aussage sinnlos. Wenn damit das Leistungsniveau gemeint sein sollte, ist sie schlicht und einfach eine Lüge.

Bei PISA 2018 stand die Lesekompetenz im Mittelpunkt.
In Deutschland erzielten die Nicht-Migranten 519 Punkte, die Migranten 456. Das ist eine Differenz von 62 Punkten.
In Finnland erzielten die Nicht-Migranten 527 Punkte, die Migranten 435. Das ist eine Differenz von 92 Punkten.
Wenn man den Einfluss von Geschlecht und Sozioökonomischem Status der Eltern herausrechnet, beträgt die Differenz in Deutschland noch 17 Punkte, in Finnland hingegen 74.
Unter 80 Teilnehmerländern liegt Deutschland auf dem Rangplatz 37, also immerhin noch in der oberen Hälfte. Finnland belegt den Rang 69. Finnland ist also eines der Länder mit den allerschlechtesten Migranten.

Zum selben Schluss kommt man auch in Mathematik und den Naturwissenschaften, die in früheren Erhebungsrunden im Blickpunkt standen; siehe die Serie „Auf nach Estland!“ https://splitter1.wordpress.com/2017/11/12/pisa-estland-finnland-deutschland-1/

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Zitat: „Ein wesentlicher Aspekt der frühkindlichen Erziehung in Finnlands Kindergärten ist das Erlernen der finnischen Sprache … Neben dem Erlernen der finnischen Sprache wird den Eltern auch die Bedeutung der Muttersprache ihrer Kinder vermittelt. Die Eltern werden somit ermutigt, die Muttersprache zu Hause zu pflegen und zu fördern.“

Was den Gebrauch der Muttersprache angeht, ist die finnische Strategie offenbar erfolgreich: In Finnland sprechen 73,9 Prozent der Migrantenkinder zuhause überwiegend nicht Finnisch, in Deutschland sprechen 62,5 Prozent der Migranten überwiegend kein Deutsch. In Bezug auf das Erlernen der finnischen Sprache schießen die Finnen, wie gesehen, ein Eigentor und produzieren besonders schlechte Migranten.

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Zitat: „in Finnland gilt bei der finanziellen Ausstattung der Schulen das Prinzip der „positiven Diskriminierung“. Je mehr Schüler aus Haushalten kommen, in denen andere Sprachen als Finnisch gesprochen werden, desto mehr Geld bekommt die Schule – das Gleiche gilt für ärmere Haushalte.“

Die Schulen freuen sich gewiss über das viele Geld. Aber die Leistungen der Migrantenkinder sind – gemessen an den Einheimischen – katastrophal.

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Bei der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 war Finnland der absolute Superstar. Seitdem geht die Leistung in allen Bereichen bergab. Finnland steht zwar immer noch ganz weit oben, aber es ist eines der wenigen Länder, die seit zwei Jahrzehnten einen eindeutigen Abwärtstrend erleiden. Dass Finnland immer noch so gut ist, verdankt es vor allem der Tatsache, dass es im Vergleich zu anderen Ländern einen sehr kleinen Anteil an Migranten hat. Für diese relativ kleine Gruppe muss Finnland Unsummen Geld ausgeben und erzielt dennoch nur schlechte Leistungen.

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Eine ausführliche Betrachtung zu diesem Thema gibt es in dem 17-teiligen Blog-Beitrag „Auf nach Estland!“

Dort geht es um den dämlichen Artikel „Digitales Klassenzimmer. Warum Estlands Schüler den deutschen weit voraus sind“ von Julia Köppke, der am 08. November 2017 auf SPIEGEL ONLINE erschienen ist. In dem Blogbeitrag wird gezeigt, dass die Unterschiede zwischen Deutschland, Estland und Finnland nahezu vollständig auf die Unterschiede zwischen den Migranten zurückzuführen sind.

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