Korruptionsindex CPI 2018 – Transparency International
Teil 14: Korruption und Intelligenz. Ein Schwellenmodell.
Im Blickpunkt dieser Serie steht der Zusammenhang zwischen dem Grad der Korruption im öffentlichen Bereich und dem Intelligenzniveau der Länder dieser Welt. Es wird ein Schwellenmodell vorgeschlagen, das einen höheren Erklärungswert besitzt und angemessener erscheint als ein rein lineares Modell. Im Teil 14 werden wesentlich Charakteristika des Schwellenmodells herausgearbeitet.
Hier geht es zum Anfang der Serie → Korruptionsindex CPI 2018 – Transparency International.
Im → Teil 13 haben wir ein Schwellenmodell vorgeschlagen, das wesentlich angemessener erscheint und erklärungsmächtiger ist als ein rein lineares Modell.
In dieser Folge arbeiten wir einige wichtige Aspekte des Schwellenmodells heraus, bevor wir in der nächsten Folge das Modell auf eine theoretische Grundlage stellen, die zum einen auf der Evolutionspsychologie basiert und zum anderen auf der Piaget’schen Entwicklungspsychologie und deren Weiterentwicklung durch die Interkulturelle Piaget’sche Entwicklungspsychologie und die strukturgenetische Soziologie.
Das Schwellenmodell ist in Abbildung 14.1 dargestellt.

Horizontale Achse: Intelligenz (CA). Vertikale Achse: CPI 2018.
Das Schwellenmodell unterscheidet zwei Bereiche, in denen der Intelligenz eine völlig unterschiedliche Rolle zukommt.
Im unteren Intelligenzbereich besteht kein systematischer korrelativer Zusammenhang zwischen Intelligenz und Korruption. Es gibt zwar sehr große Unterschiede im Korruptionsniveau der Länder, diese gehen jedoch auf andere Faktoren zurück. Gleichwohl weisen die Daten auf eine wichtige Einschränkung hin: Im unteren Intelligenzbereich ist das Ausmaß der Korruptionsfreiheit nach oben beschränkt. Das CPI-Maximum liegt bei 68 und wird nur von 2 der 105 Länder erreicht, nämlich Barbados und Bhutan. Im Gegensatz dazu erreichen im oberen Bereich 24 von 75 Ländern einen Wert von 70 und höher. Dies legt folgende Hypothese nahe: Ein sehr hohes Maß an Korruptionsfreiheit – wie es in der westlichen Welt üblich ist und uns als selbstverständlich erscheint – ist ohne ein gewisses Mindestmaß an Intelligenz gar nicht möglich. Damit ergibt sich: Intelligenz erklärt im unteren Bereich zwar null Prozent der Korruptionsvarianz [A1], sie ist aber dennoch von Bedeutung, weil sie der Korruptionsfreiheit eine obere Schranke setzt.
Im oberen Intelligenzbereich besteht ein klarer korrelativer Zusammenhang zwischen Intelligenz und Korruption. Der Zusammenhang ist linear und erklärt 40 Prozent der Korruptionsvarianz [A2]. Mit zunehmender Intelligenz der Bevölkerung steigen die Möglichkeiten zur Eindämmung der Korruption. Konkret wirkt sich das so aus, dass jeder zusätzliche Intelligenzpunkt einen Zugewinn von 2,2 CPI-Punkten erbringt. Für ein sehr hohes Maß an Korruptionsfreiheit erscheint, wie bereits gesehen, ein hohes Intelligenzniveau als notwendige Voraussetzung. Wie einige krasse Ausreißer nach unten deutlich zeigen, ist hohe Intelligenz jedoch kein Garant für Korruptionsfreiheit. Intelligenz erscheint zwar als notwendige, nicht aber als hinreichende Bedingung für niedrige Korruption.
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ERGÄNZUNG: Mittlerweile wurde auch der CPI 2019 veröffentlicht. Die Korrelation zwischen dem CPI 2018 und dem CPI 2019 beträgt 0,9944. Das heißt: Die beiden Maße sind praktisch identisch. Was über den CPI 2018 gesagt wurde, gilt genauso für den CPI 2019; die minimalen Verschiebungen sind völlig unbedeutend.
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Nachdem ich mit intensiver mit diesem Thema befasst habe, habe ich mich entschlossen, ein ganzes Buch zu schreiben. Es trägt den Titel „Intelligenz und Korruption“. Darin werde ich mit der Schwellentheorie der formal-operativen Intelligenz einen völlig neuen Ansatz vorstellen. Die Schwellentheorie ist nicht nur empirisch überlegen, sie beruht auch auf einer wohlfundierten theoretischen Basis, nämlich der Piaget’schen Entwicklungspsychologie und der strukturgenetischen Soziologie von Georg W. Oesterdiekhoff.
Zum Schwellenmodell der formal-operativen Intelligenz gibt es nun auch einen Forschungsartikel, der im Juni 2021 in der Fachzeitschrift Mankind Quarterly erschienen ist. Der Artikel kann hier heruntergeladen werden → Non-Linearity of Intelligence Effects and the Threshold Model of Formal-Operative Intelligence
und hier gibt es eine deutsche Fassung dieses Artikels → Nicht-lineare Effekte der Intelligenz und das Schwellenmodell der formal-operativen Intelligenz
Hier gibt es das → Vorwort zum Buch „Intelligenz und Korruption“.
Hier gibt es einen Auszug, in dem das Schwellenmodell der formal-operativen Intelligenz dargestellt wird →
Intelligenz und Korruption. Auszug: Das Schwellenmodell der formal-operativen Intelligenz.
Hier gibt es einen Auszug, der sich auf den Korruptionsindex CPI bezieht →
Intelligenz und Korruption. Auszug: Der Korruptionswahrnehmungsindex CPI
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Literatur
(1) Transparency International: Corruption Perceptions Index 2018. https://www.transparency.org/cpi2018
(2) Rindermann, H. (2018). Cognitive Capitalism. Human Capital and the Wellbeing of Nations. New York: Cambridge University Press.
Die Daten zum Index CA totc finden sich im Appendix zu diesem Buch, der im Internet erhältlich ist unter
https://tu-chemnitz.de/hsw/psychologie/professuren/entwpsy/team/rindermann/pdfs/RindermannCogCapAppendix.pdf.
(3) Henss, R. (2019). Intelligenz und Korruption. Auszug: Das Schwellenmodell der formal-operativen Intelligenz. DOI: https://doi.org/10.13140/RG.2.2.25093.29925
(4) Henss, R. (2019). Intelligenz und Korruption. Vorwort des Buches. DOI: https://doi.org/10.13140/RG.2.2.24254.43840
(5) Henss, R. (2020). Intelligenz und Korruption. Auszug: Der Korruptionswahrnehmungsindex CPI. DOI: https://doi.org/10.13140/RG.2.2.19690.67521
(6) Henss, R. (2020). Intelligenz und Korruption. Materialien: Das Schwellenmodell der formal-operativen Intelligenz. DOI: https://doi.org/10.13140/RG.2.2.33753.06243
(7) Henss, R. (2021). Nicht-lineare Effekte der Intelligenz und das Schwellenmodell der formal-operativen Intelligenz. https://www.researchgate.net/publication/349732494_Nicht-lineare_Effekte_der_Intelligenz_und_das_Schwellenmodell_der_formal-operativen_Intelligenz
(8) Henss, R. (2021). Non-Linearity of Intelligence Effects and the Threshold Model of Formal-Operative Intelligence. Mankind Quarterly, 61, 854-871. https://www.researchgate.net/publication/352043834_Non-Linearity_of_Intelligence_Effects_and_the_Threshold_Model_of_Formal-Operative_Intelligence
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Anmerkungen
[A1] Es ist zu beachten: Die Aussage „erklärt null Prozent der Korruptionsvarianz“ gilt nur innerhalb des unteren Bereichs. Insgesamt erklärt die Konstante im unteren Bereich jedoch einen beträchtlichen Teil der Korruptionsvarianz. Dies wird später noch einmal ausführlicher diskutiert.
[A2] Nimmt man den größten Ausreißer – Nordkorea – heraus, dann steigt die Varianzaufklärung von 40 auf 46 Prozent. Nimmt man die drei größten Ausreißer – Nordkorea, China und Russland – heraus, dann steigt sie sogar auf 53 Prozent.
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Stichwörter:
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