Intelligenzunterschiede zwischen Schwarzen und Weißen
Teil 12: Entwicklung der Mathematik-Lücke von 1990 bis 2017
Auf der Grundlage der NAEP-Studien wird die Entwicklung der mathematischen Kompetenz von 9- und 13-jährigen Weißen und Schwarzen von 1990 bis 2017 analysiert. Die 9- und die 13-jährigen Schwarzen konnten den Abstand zu den Weißen beträchtlich verringern, bei den 17-Jährigen zeigen sich keine wesentlichen Veränderungen. 2017 beträgt die Lücke bei den 9-Jährigen 13,1 und bei den 13-Jährigen 13,9 IQ-Punkte. Bei den 17-Jährigen sind es im Jahr 2015 14,5 IQ-Punkte.
Hier geht es zum Anfang → Intelligenzunterschiede zwischen Schwarzen und Weißen.
Auf der Grundlage der NAEP-Studien [1] haben wir in → Teil 9, → Teil 10 und → Teil 11 die Entwicklung der mathematischen Kompetenz von Weißen und Schwarzen von 1990 bis 2017 anhand der Mittelwerte betrachtet und festgestellt, dass sich die Lücke bei den 9- und den 13-Jährigen deutlich verkleinert hat, während bei den 17-Jährigen keinerlei Veränderung zu registrieren ist.
Im Folgenden berücksichtigen wir nicht nur die Mittelwertsdifferenzen, sondern auch die Streuungen, und betrachten die Mathematik-Lücke zwischen Weißen und Schwarzen anhand der Effektstärke d (= Mittelwert der Weißen minus Mittelwert der Schwarzen dividiert durch die gemeinsame Standardabweichung) [A1]. Die Werte für die drei Altersgruppen sind in Abbildung 12.1 dargestellt; die punktierten Linien sind die Regressionsgeraden bei linearer Regression.

Bei den 9-Jährigen (blau) zeigt sich eine deutliche Verkleinerung der Lücke. Das Maximum im Jahr 1992 beträgt 1,20 Standardabweichungen, das entspricht 18 Punkten auf einer IQ-Skala. Das Minimum im Jahr 2017 beträgt 0,87 Standardabweichungen (13 IQ-Punkte). Die Steigung der Regressionsgeraden beträgt -0,0119, das heißt: Im Durchschnitt hat sich die Lücke pro Jahr um 0,0119 Standardabweichungen (0,18 IQ-Punkte) verkleinert. Nimmt man den Ausreißer im Jahr 1990 heraus, dann hat sich die Lücke im Schnitt um 0,0142 Standardabweichungen (0,21 IQ-Punkte) verkleinert.
Die 13-Jährigen (orange) zeigen eine sehr ähnliche Entwicklung. Zwischen dem Maximum 1992 (d=1,25; 18,75 IQ-Punkte) und dem Minimum 2017 (d=0,92; 13,8 IQ-Punkte) liegen 0,33 Standardabweichungen oder 5 IQ-Punkte. Die Steigung der Regressionsgeraden beträgt -0,0097, das heißt: im Durchschnitt hat sich die Lücke um 0,0097 Standardabweichungen (0,15 IQ-Punkte) pro Jahr verkleinert. Nimmt man den extremen Ausreißer im Jahr 1990 heraus, verkleinert sich die Lücke um 0,0148 Standardabweichungen (0,22 IQ-Punkte) pro Jahr – das ist fast exakt derselbe Wert wie bei den 9-Jährigen.
Völlig anders ist die Entwicklung bei den 17-Jährigen (grau). Die durchschnittliche Veränderung pro Jahr beträgt lediglich -0,0037 Standardabweichungen (0,05 IQ-Punkte). Bei den 17-Jährigen liegen leider nur vier Messpunkte vor (siehe Anmerkung [A1]), so dass die Aussagekraft stark eingeschränkt ist.
Insgesamt ergibt sich aus der unterschiedlichen Entwicklung bei den 9- und den 13-Jährigen einerseits und den 17-Jährigen andererseits, dass im Jahr 2017 die Lücke bei den Jüngeren etwas kleiner ist als bei den 17-Jährigen, obwohl sie ursprünglich bei den Jüngeren deutlich größer war. Zum letzten Erhebungspunkt (2015 bei den 17-Jährigen und 2017 bei den 9- und den 13-Jährigen) beträgt der Abstand zwischen Weißen und Schwarzen bei den 9-Jährigen 13,1, bei den 13-Jährigen 13,9 und bei den 17-Jährigen 14,5 IQ-Punkte.
Es sei noch angemerkt, dass die Mathematik-Lücke, gemessen mit der Effektstärke d, deutlich größer ist als die Lesekompetenz-Lücke, die wir im → Teil 8 betrachtet haben, dass aber beide eine sehr ähnliche Entwicklung aufweisen. Darauf werden wir später noch ausführlich zurückkommen.
Methodische Anmerkung: Ein Vergleich von Abbildung 12.1 mit → Abbildung 11.1 im Teil 11 macht deutlich, dass eine alleinige Betrachtung von Mittelwerten nicht ausreicht. Bei den 9-Jährigen sind die Mittelwerte – und somit auch die Mittelwertsdifferenzen – von 2005 bis 2017 praktisch konstant, bei den d-Werten in Abbildung ist jedoch keine Seitwärtsbewegung ab 2005 zu erkennen. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass die Streuungen kleiner wurden. Im Gegensatz zu den Mittelwerten ist bei der Effektstärke keinerlei Trendwende zu erkennen.
In der nächsten Folge werden wir die Frage „Wie große ist die Lücke?“ aus einem anderen Blickwinkel betrachten und neben der Mathematik auch die Lesekompetenz berücksichtigen.
Hier gibt es die Fortsetzung → Intelligenzunterschiede zwischen Schwarzen und Weißen. Teil 13: Wie groß ist die Lücke?
Literatur
(1) The Nation’s Report Card. NAEP Data Explorer. Online unter https://www.nationsreportcard.gov/ndecore/xplore/NDE
Daten abgerufen im April 2018.
Anmerkungen
[A1] Die zugrunde liegenden Mittelwerte und Standardabweichungen wurden mit dem NAEP Data Explorer erzeugt [1]. Für die 17-Jährigen liegen leider nur die Daten von 2005 bis 2015 vor. Ab NAEP 2005 wurde der Mathematik-Test neu konzipiert und anders skaliert, so dass keine direkte Vergleichbarkeit zu früheren Untersuchungen gegeben ist.
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Stichwörter:
Intelligenz, USA, Bildung, Bildungsstudien, Schwarze, Weiße, Rasse, Ethnie, NAEP, Alter, Mathematik, Lücke, Efektstärke
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