Geschlechtsunterschiede in der Intelligenz – Teil 7

PIAAC 2012/2014: Technologiebasierte Problemlösekompetenz - Geschlechtsunterschiede bei erwachsenen Männern und Frauen

Geschlechtsunterschiede in der Intelligenz

Teil 7: PIAAC 2012/2014 – Technologiebasierte Problemlösekompetenz von Erwachsenen

Männer zeigen eine höhere Technologiebasierte Problemlösekompetenz als Frauen. Die Varianz ist bei den Männern um 13 Prozent größer als bei den Frauen.

Zum Beginn dieser Serie → Geschlechtsunterschiede in der Intelligenz – Teil 1.

Auf der Grundlage von PIAAC 2012/2014 [1] [2] haben wir Geschlechtsunterschiede in der Lesekompetenz → Teil 5 und der alltagsmathematischen Kopetenz → Teil 6 von Erwachsenen untersucht.

Nun betrachten wir Geschlechtsunterschiede in der Technologiebasierten Problemlösekompetenz von Erwachsenen.

Dieser Bereich wurde erstmals in PIAAC berücksichtigt, so dass keine Vergleichsmöglichkeit mit PISA besteht. Technologiebasierte Problemlösekompetenz bezieht sich nicht auf Kenntnisse der Hardware und auch nicht auf die Programmierung von Software. Sie „bezeichnet die Kompetenz, digitale Technologien, Kommunikationshilfen und Netzwerke erfolgreich für die Suche, Vermittlung und Interpretation von Informationen zu nutzen … Im Fokus … steht, wie Personen sich Informationen in einer computergestützten Umgebung erfolgreich beschaffen und wie sie diese verwenden“ (Rammstedt, 2013; [1]).

Frankreich, Italien, Spanien und Zypern beteiligten sich nicht an diesem Teilbereich und in der Türkei gab es in der Altersgruppe 55-65 nicht genügend Frauen mit praktischen Erfahrungen am Computer. Somit liegen nur Daten aus 27 Ländern vor – in der Altersgruppe 55-65 nur 26.

Aus der Kombination von 27 Ländern und 5 bzw. 4 Altersgruppen ergeben sich 134 unabhängige Stichproben.

Die Daten, die Aufschlüsse über Lynns Entwicklungshypothese und die Varianzhypothese liefern, sind in Tabelle 7.1 zusammengefasst. Der linke Teil bezieht sich auf das Leistungsniveau, der rechte auf die Varianz. Die Spalte NM>F gibt die Anzahl der Länder an, in denen die Männer besser abschnitten als die Frauen. Die Effektstärke d ergibt sich aus dem Mittelwert der Männer minus Mittelwert der Frauen dividiert durch die gemeinsame Standardabweichung. Die Spalte NVM>VF zeigt die Anzahl der Länder, in denen die Varianz zwischen den Männern größer ist als zwischen den Frauen. Die Spalte VM/VF zeigt den Quotienten Varianz der Männer dividiert durch die Varianz der Frauen.

Tabelle 7.1: PIACC 2012/2014: Geschlechtsunterschiede in der Technologiebasierten Problemlösekompetenz nach Altersgruppen.
NM>F = Anzahl der Länder, in denen Männer besser abschneiden als Frauen (von jeweils 27 bzw. 26 Ländern).
d = Effektstärke (Mittelwert der Männer minus Mittelwert der Frauen dividiert durch die gemeinsame Standardabweichung).
NVM>VF = Anzahl der Länder, in denen die Varianz zwischen Männern größer ist als die Varianz zwischen Frauen (von jeweils 27 bzw. 26 Ländern).
VM/VF = Varianzquotient (Varianz der Männer dividiert durch die Varianz der Frauen).
Mittelwertsunterschiede Varianz
Alter NM>F d NVM>VF VM/VF
16-24 16 0,03 23 1,12
25-34 22 0,09 21 1,09
35-44 24 0,15 24 1,13
45-44 23 0,13 23 1,14
55-65 23 0,17 22 1,15
Gesamt 108 0,12 113 1,13

In 113 von 134 Teilgruppen schneiden die Männer besser ab als die Frauen (84 Prozent). Die standardisierte Mittelwertsdifferenz d beträgt +0,12. Umgerechnet auf eine IQ-Skala sind dies 1,8 IQ-Punkte.

Der Verlauf über die Altersgruppen entspricht den Erwartungen, die sich aus Lynns Entwicklungshypothese ergeben: Bei den 16-24-Jährigen ist der Unterschied mit d=0,03 verschwindend klein, bei den 25-34-Jährigen steigt er auf 0,09, dann steigt er nochmals und schwankt nur leicht um den Wert 0,15.

Die Varianzhypothese wird in vollem Umfang bestätigt. Die Varianz zwischen den Männern ist insgesamt um 13 Prozent größer als die Varianz zwischen den Frauen und der Varianzquotient ist in allen Altersgruppen sehr ähnlich.

Abbildung 7.1 zeigt zwei Normalverteilungen mit Effektstärke d=0,12 und einem Varianzquotienen von 1,13.

PIAAC 2012/2014: Technologiebasierte Problemlösekompetenz - Geschlechtsunterschiede bei erwachsenen Männern und Frauen
Abbildung 7.1: PIAAC 2012/2014: Technologiebasierte Problemlösekompetenz – Geschlechtsunterschiede bei erwachsenen Männern und Frauen

Die Abbildung macht deutlich, dass ein kleiner Vorteil für die Männer im Zusammenspiel mit einer größeren Varianz erhebliche Konsequenzen hat: Im oberen Bereich finden sich wesentlich mehr Männer und im unteren wesentlich mehr Frauen.

Im nächsten Beitrag werden wir die drei Bereiche Lesekompetenz, alltagsmathematische Kompetenz und technologiebasierte Problemlösekompetenz gemeinsam betrachten.

Hier gibt es die Fortsetzung → Geschlechtsunterschiede in der Intelligenz. Teil 8: PIAAC 2012/2014 – Bereichsabhängigkeit und Altersabhängigkeit

*

Literatur

[1] Rammstedt, B. (2013). Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich. Ergebnisse von PIAAC 2012. Münster: Waxmann.

[2] NCES National Center for Educational Statistics: International Data Explorer. PIAAC Data Explorer.
https://nces.ed.gov/surveys/piaac/ideuspiaac/

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Stichwörter:
Bildung, Intelligenz, PIAAC, Technologiebasierte Problemlösekompetenz, Geschlecht, Geschlechtsunterschiede, Erwachsene

4 Kommentare zu „Geschlechtsunterschiede in der Intelligenz – Teil 7

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