Bildungsproblem Türken – Teil 7

PISA-2015: Mathematik - Kompetenzstufen - Deutschland vs. Türkei

Bildungsproblem Türken

7. PISA 2015: Mathematik in Deutschland und in der Türkei

Zum Anfang der Serie → Bildungsproblem Türken

Alle nationalen und internationalen Bildungsstudien belegen übereinstimmend, dass Türken ein sehr viel niedrigeres Bildungsniveau aufweisen als Deutsche. PISA 2015 zeigt: In der Türkei ist der Anteil der Schüler mit schlechten oder katastrophalen Leistungen in Mathematik doppelt so groß wie in Deutschland. Im mittleren und oberen Leistungsbereich finden sich hingegen viel mehr deutsche Schüler als türkische. Im Spitzenbereich erreicht das Missverhältnis ein geradezu groteskes Ausmaß zugunsten Deutschlands.

In → Teil 4, → Teil 5 und → Teil 6 haben wir gesehen, dass in der jüngsten PISA-Studie [1] in den Bereichen Lesekompetenz und Naturwissenschaften eine enorme Kluft zwischen Deutschland und der Türkei besteht und die Türkei katastrophal abschneidet.

Nun betrachten wir die Leistungen in Mathematik.

Tabelle 7.1 zeigt die Untergrenzen der Kompetenzstufen.

Tabelle 7.1: Kompetenzstufen in den Mathematik und untere Punktgrenzen.
  Mathematik – Kompetenzstufen
<1 1 2 3 4 5 6
Untergrenze        358 420 482 545 607 669

Auch im Bereich Mathematik markiert Stufe 2 das Minimum, das in einer modernen Gesellschaft erforderlich ist. Erst ab Stufe 2 beginnen Schüler, mathematische Kompetenzen unter Beweis zu stellen.

Anders als bei der Lesekompetenz und den Naturwissenschaften unterscheidet PISA unterhalb der Minimalanforderungen nur die Stufen 1 und <1. Schüler auf diesen Stufen sind den Anforderungen einer modernen Gesellschaft in keiner Weise gewachsen.

Abbildung 6.1 zeigt die Häufigkeitsverteilung auf die Kompetenzstufen.

PISA-2015: Mathematik - Kompetenzstufen - Deutschland vs. Türkei

Die türkischen Schüler schneiden in Mathematik sogar noch schlechter ab als in der Lesekompetenz und den Naturwissenschaften.

28,4 Prozent befinden sich auf Stufe 1 und 22,9 Prozent liegen sogar noch darunter auf Stufe <1. Das heißt:

  • Noch nicht einmal die Hälfte der türkischen Schüler genügt den Minimalanforderungen in Mathematik!

25,3 Prozent erreichen lediglich die Stufe 2. Schüler auf dieser Stufe beginnen gerade erst, mathematische Kompetenzen ansatzweise aufzuweisen. Dabei ist zu betonen, dass es sich nicht um Schulanfänger handelt, sondern um 15-Jährige, von denen die allermeisten am Ende ihrer schulischen Laufbahn stehen.

Mittelmäßige Leistungen auf Stufe 3 zeigen 16,3 Prozent.

Auf Stufe 4 finden sich 5,9 Prozent.

Lediglich 1 Prozent der türkischen Schüler zeigt sehr gute Leistungen auf Stufe 5.

Unter tausend Schülern in der Türkei zeigt nur ein einziger hervorragende mathematische Leistungen auf Stufe 6 (0,09 Prozent).

Die Schüler in Deutschland zeigen ein völlig anderes Niveau.

26,8 Prozent zeigen mittelmäßige Leistungen auf Stufe 3.

21,8 Prozent erfüllen lediglich die Minimalanforderungen.

Auf Stufe 1 und darunter finden sich 12,1 und 5,1 Prozent. Damit erfüllt etwas mehr als jeder Sechste (17,2 Prozent) noch nicht einmal die Minimalanforderungen. Das ist ein unbefriedigend hoher Anteil; aber im Vergleich zur Türkei (50,3 Prozent) steht Deutschland hervorragend da. Auch im Vergleich zu den 35 OECD-Ländern (23 Prozent) schneidet Deutschland gut ab.

21,2 Prozent erreichen die Kompetenzstufe 4 (Türkei 5,9 Prozent).

10,1 Prozent zeigen sehr gute Leistungen auf Stufe 5 (Türkei 1 Prozent).

2,9 Prozent zeigen herausragende Leistungen auf Stufe 6 (Türkei 0,1 Prozent).

In Tabelle 7.2 werden die enormen Leistungsunterschiede anhand weiterer Kennzahlen verdeutlicht.

Die ersten beiden Zeilen enthalten die Prozentzahlen, die bereits in Abbildung 7.1 zu sehen sind.

In der Zeile Quotient ist innerhalb jeder Stufe die jeweils größere durch die kleinere Zahl dividiert. Die Stufen, auf denen der Anteil in der Türkei höher liegt, sind rot unterlegt; die Stufen, auf denen der Anteil in Deutschland höher liegt, sind grün unterlegt.

Die Zeile % Deutsche beantwortet die Frage: Wenn man von gleichgroßen Stichproben ausgeht, wie groß ist dann der prozentuale Anteil der Deutschen [A1] auf der jeweiligen Stufe?

Tabelle 7.2: PISA 2015. Mathematik – Kompetenzstufen.
  Mathematik – Kompetenzstufen
<1 1 2 3 4 5 6
Türkei 22,9 28,4 25,3 16,3 5,9 1,0 0,1
Deutschland 5,1 12,1 21,8 26,8 21,2 10,1 2,9
Quotient 4,5 2,4 1,2 1,6 3,6 9,7 32,8
% Deutsche 18,3 29,8 46,4 62,1 78,3 90,7 97,0

Die Zeile Quotient zeigt:

In der Türkei ist der Anteil der außerordentlich leistungsschwachen Schüler auf Stufe 1 fast zweieinhalbmal (Stufe 1) beziehungsweise viereinhalbmal (Stufe <1) so groß wie in Deutschland.

Auf Stufe 2 ist das Verhältnis ziemlich ausgeglichen.

Auf Stufe 3 hat Deutschland mit dem Faktor 1,6 die Nase vorn und auf Stufe 4 mit dem Faktor 3,6.

Bei den sehr guten Leistungen auf Stufe 5 ist der Anteil in Deutschland fast zehnmal so groß wie in der Türkei.

Bei den herausragenden Spitzenleistungen, auf Stufe 6, kommen auf jeden Schüler in der Türkei etwa 33 in Deutschland.

In der Zeile % Deutsche drückt sich die Überlegenheit Deutschlands so aus (wenn man jeweils von gleichgroßen Stichproben ausgeht):

Unter den außerordentlich leistungsschwachen Schülern, die noch nicht einmal die Mindestanforderungen erfüllen, stellt Deutschland 18,3 Prozent auf Stufe <1 und 29,8 Prozent auf Stufe 1.

Auf Stufe 2 ist das Verhältnis ziemlich ausgewogen (Deutschland 46,4 Prozent).

Auf den Stufen über dem Minimalniveau stellt Deutschland den größeren Anteil und mit jeder Stufe wird die Überlegenheit immer erdrückender.

Würde man so große Stichproben testen, dass die jeweilige Kategorie insgesamt tausend Schüler umfasst, dann stünden sich auf Stufe 3 621 deutsche und 389 türkische Schüler gegenüber.

Auf Stufe 4 wären es 783 zu 217.

Sehr gute Leistungen auf Stufe 5 würden in Deutschland 907 und in der Türkei 93 Schüler erzielen.

Auf Stufe 6 – bei den herausragenden Leistungen – würde Deutschland 970 Schüler stellen, die Türkei nur 30.

Mathematische Hoch- und Spitzenleistungen sind in der Türkei extrem selten; in Deutschland erreicht hingegen ein substanzieller Teil die höchsten Leistungsstufen.

Im nächsten Beitrag werden wir die enorme Bildungskluft zwischen Deutschland und der Türkei noch weiter verdeutlichen, indem wir uns auf die Extreme des Leistungsspektrums konzentrieren und alle drei Bereiche – Lesekompetenz, Naturwissenschaften und Mathematik – berücksichtigen.

Hier gibt es → Teil 8. PISA 2015: Von Leistungsträgern und Spitzenkräften, Versagern und Totalversagern.

*

Literatur

[1] OECD (2016) PISA 2015 Ergebnisse. Exzellenz und Chancengleichheit in der Bildung. Band I. W. Bertelsmann Verlag, Germany. DOI 10.3278/6004573w

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Stichwörter:
Bildung, Bildungsforschung, Deutschland, Türkei, Türken, PISA, Kompetenzstufen, Mathematik,

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