Bildungsproblem Türken – Teil 5

PISA-2015: Lesekompetenz - Kompetenzstufen

Bildungsproblem Türken

5. PISA 2015: Lesekompetenz in Deutschland und in der Türkei (Fortsetzung)

Zum Anfang der Serie → Bildungsproblem Türken

Alle nationalen und internationalen Bildungsstudien belegen übereinstimmend, dass Türken ein sehr viel niedrigeres Bildungsniveau aufweisen als Deutsche. PISA 2015 zeigt: In der Türkei ist der Anteil der Schüler mit schlechter oder katastrophaler Lesekompetenz mehr als doppelt so groß wie in Deutschland. Im mittleren und oberen Leistungsbereich finden sich hingegen viel mehr deutsche Schüler als türkische. Im Spitzenbereich erreicht das Missverhältnis ein geradezu groteskes Ausmaß zugunsten Deutschlands.

Im vorangegangenen → Teil 4 haben wir gesehen, dass in der jüngsten PISA-Studie [1] vierzig Prozent der 15-jährigen Schüler in der Türkei noch nicht einmal die Mindestanforderungen an die Lesekompetz erfüllen, weitere 27,6 Prozent lediglich das Minimalniveau erreichen und dass absolute Spitzenleistungen in der Türkei praktisch überhaupt nicht vorkommen.

Der nun folgende Vergleich mit den Schülern in Deutschland wird deutlich machen, wie enorm die Kluft zwischen den beiden Ländern ist.

In Abbildung 5.1, die wir bereits als Abbildung 4.1 kennen, ist die Häufigkeitsverteilung auf die verschiedenen Stufen der Lesekompetenz als Balkendiagramm dargestellt.

PISA-2015: Lesekompetenz - Kompetenzstufen - Deutschland vs. Türkei
Abbildung 5.1: PISA-2015: Lesekompetenz – Kompetenzstufen

Der Modalwert (das heißt: die Stufe, die am häufigsten vorkommt) ist in Deutschland die Kompetenzstufe 3, welche den Bereich von 480 bis 554 Punkten umfasst. Das entspricht dem, was man als mittelmäßige Leistung bezeichnen kann und spiegelt die Tatsache wider, dass – gemessen an deutschen Maßstäben – die meisten Schüler durchschnittliche Leistungen zeigen.

In einer annähernden Normalverteilung fallen die Werte unter- und oberhalb Stufe 3 zunehmend ab.

Anmerkung (nicht nur) für Statistik-Interessierte: Tatsächlich ist die empirische Häufigkeitsverteilung nahezu deckungsgleich mit einer theoretischen Normalverteilung. Das gilt sogar für die Türkei, obgleich die roten Balken nicht gerade diesen Eindruck erwecken. Das rührt daher, dass die PISA-Kategorien gegen die Symmetrieachse beim Mittelwert verschoben sind. Dies werde ich in einem gesonderten Beitrag eindrucksvoll demonstrieren.

23,5 Prozent der 15-Jährigen in Deutschland erreichen die Stufe 4.

21 Prozent erreichen lediglich das Minimalniveau der Stufe 2.

Auf den Stufen 1a, 1b und <1b, also unterhalb der Minimalanforderungen liegen in Deutschland 11,2, 4,1 und 0,9 Prozent der Schüler. Zusammen sind dies 16,2 Prozent. Das ist ein sehr hoher Anteil und eine große gesellschaftliche Belastung, aber im Vergleich zur Türkei, wo dieser Anteil 40 Prozent beträgt, schneidet Deutschland hervorragend ab. (Auch im Vergleich zu den 35 OECD-Ländern, wo der Anteil 20 Prozent beträgt, steht Deutschland gut da.)

9,7 Prozent der Schüler in Deutschland zeigen sehr gute Leistungen auf Stufe 5.

1,9 Prozent erreichen sogar überragende Leistungen auf Stufe 6.

In Tabelle 5.1 wird der enorme Unterschied zwischen Deutschland und der Türkei anhand weiterer Kennzahlen verdeutlicht.

Die ersten beiden Zeilen enthalten die Prozentzahlen, die bereits in Abbildung 5.1 zu sehen sind.

In der Zeile Quotient ist innerhalb jeder Stufe die jeweils größere durch die kleinere Zahl dividiert. Die Stufen, auf denen der Anteil in der Türkei höher liegt, sind rot unterlegt; die Stufen, auf denen der Anteil in Deutschland höher liegt, sind grün unterlegt.

Die Zeile % Deutsche beantwortet die Frage: Wenn man von gleichgroßen Stichproben ausgeht, wie groß ist dann der prozentuale Anteil der Deutschen [A1] auf der jeweiligen Stufe?

Tabelle 5.1: PISA 2015. Lesekompetenz – Kompetenzstufen.
  Lesekompetenz – Kompetenzstufen
<1b 1b 1a 2 3 4 5 6
Deutschland 0,9 4,1 11,2 21,0 27,6 23,5 9,7 1,9
Türkei 2,3 10,9 26,8 32,6 21,1 5,7 0,6 0,0
Quotient 2,4 2,6 2,4 1,6 1,3 4,1 17,4 88,6
% Deutsche 29,2 27,5 29,4 39,1 56,7 80,4 94,6 98,9


Im Folgenden gehen wir jeweils davon aus, dass die Stichproben in Deutschland und der Türkei gleichgroß sind.

Zeile 3 – Quotient – macht bereits durch die Färbung das zentrale Ergebnis deutlich:

  • Der untere Leistungsbereich ist die Domäne der Türkei, der obere ist die Domäne von Deutschland.

Der Anteil der Schüler, die noch nicht einmal die Mindestanforderungen erfüllen, ist in der Türkei mehr als doppelt so groß wie in Deutschland, und auf jeden Schüler in Deutschland, der lediglich die Mindestanforderungen der Stufe 2 erfüllt, kommen 1,6 Schüler in der Türkei.

Auf den Stufen 3 und 4 hat Deutschland um den Faktor 1,3 bzw. 4,1 die Nase vorn.

Im oberen Kompetenzbereich sind die Unterschiede noch gravierender.

Auf Stufe 5 finden sich zu jedem Schüler in der Türkei 17,4 Schüler in Deutschland.

Auf der höchsten Stufe stehen jeder Spitzenleistung in der Türkei 88,6 Spitzenschüler in Deutschland gegenüber.

Genauso krass erscheinen die Unterschiede, wenn man sie – wie in der Zeile % Deutsche – als den prozentualen Anteil der Deutschen ausdrückt.

Angenommen, man hätte mit gleichgroßen Stichproben in der Türkei und in Deutschland so viele Schüler getestet, dass insgesamt tausend die Stufe 6 erreicht hätten. Dann wären davon 989 in Deutschland zu erwarten und nur 11 in der Türkei!

Bei tausend Schülern auf Stufe 5 stünden sich 946 in Deutschland und 54 in der Türkei gegenüber.

Auf Stufe 4 wäre die Relation 804 zu 196.

Im untersten Leistungsbereich stellt Deutschland auf Stufe <1b. 1b und 1a 292, 275 und 294 Schüler, die Türkei hingegen 708, 725 und 706.

Diese Zahlen machen unmissverständlich klar:

  • Zwischen den Schülern in Deutschland und der Türkei liegen Welten!

Auf die praktische Bedeutsamkeit dieser enormen Bildungkluft kommen wir später zurück.

Im nächsten Beitrag betrachten wir Kompetenzunterschiede im Bereich Naturwissenschaften.

Hier gibt es → Teil 6. PISA 2015: Naturwissenschaften in Deutschland und in der Türkei.


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Literatur

[1] OECD (2016) PISA 2015 Ergebnisse. Exzellenz und Chancengleichheit in der Bildung. Band I. W. Bertelsmann Verlag, Germany. DOI 10.3278/6004573w

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Anmerkungen

[A1] Genau genommen müsste man strikt zwischen deutschen Schülern und Schülern in Deutschland unterscheiden. Ein erheblicher Teil der Schüler in Deutschland sind keine Deutschen, sondern Migranten. Die Unterscheidung ist deshalb wichtig, weil die Migranten – genauer: einige Migrantengruppen – sehr viel schlechtere Leistungen zeigen als die einheimischen deutschen Schüler. Bezeichnenderweise sind gerade die türkischen Migranten eine der Gruppen, die besonders schlecht abschneiden. Wie wir später noch ausführlich zeigen werden, sind die einheimischen Deutschen besser, als die aktuellen Betrachtungen vermuten lassen; und dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass die vielen sehr schlechten türkischen Migranten den deutschen Durchschnitt nach unten drücken.

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Stichwörter:
Bildung, Bildungsforschung, Deutschland, Türkei, Türken, PISA, Kompetenzstufen, Lesekompetenz, Lesen, Textverständnis

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3 Kommentare zu „Bildungsproblem Türken – Teil 5

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