Auf nach Estland!
Teil 12: Estland, Finnland und Deutschland – Keinerlei Unterschiede (Fortsetzung)
Im vorangegangen Beitrag → Teil 11 haben wir gesehen, dass auf der Grundlage der nationalen Klassifikation des Migrationsstatus‘ in den Naturwissenschaften keine nennenswerten Unterschiede zwischen einheimischen Deutschen, Esten und Finnen bestehen.
In den Fächern Lesekompetenz und Mathematik waren die Unterschiede bereits nach der OECD-PISA-Klassifikation verschwunden. Diese beiden Fächer waren 2015 kein Schwerpunkt, daher liegen nur für Deutschland zusätzliche Daten auf der Grundlage der nationalen Klassifikation vor. Auch wenn es bereits auf OECD-PISA-Basis keine Unterschiede gab, lohnt sich dennoch ein Vergleich der beiden Klassifikationssysteme.
Abbildung 12.1 veranschaulicht die Lesekompetenz der Gesamtstichprobe (links), die Leistung der Einheimischen nach der OECD-PISA-Klassifikation (Mitte) und der Einheimischen nach der nationalen Klassifikation, die auch in den IQB-Studien Anwendung (Nat.-IQB) findet (rechts).

Gesamt: Gesamtstichprobe
OECD-PISA: Einheimische nach der Klassifikation der OECD; offizielle PISA-Studien
Nat.-IQB: Einheimische nach der nationalen Klassifikation, die auch den IQB-Studien zugrunde liegt.
Der linke und mittlere Teil von Abbildung 12.1 zeigen das bereits Bekannte: In der Gesamtbevölkerung lag Deutschland 17 Punkte hinter Finnland und 10 Punkte hinter Estland. Bei den OECD-PISA-Einheimischen war der Abstand zu Finnland auf 5 Punkte geschrumpft; und der 10-Punkte-Rückstand gegenüber Estland hatte sich zu einem 3-Punkte-Vorsprung umgekehrt. Nach der nationalen Klassifikation hat Deutschland weitere 4 Punkte hinzugewonnen. Ob Estland und Finnland etwas hinzugewonnen haben, ist fraglich; mit Sicherheit sind es deutlich weniger als 4 Punkte. Die Differenz Deutschland-Finnland ist verschwindend klein und der Vorsprung Deutschlands gegenüber Estland ist statistisch und betragsmäßig bedeutungslos.
Abbildung 12.1 zeigt den entsprechenden Vergleich für das Fach Mathematik.

Gesamt: Gesamtstichprobe
OECD-PISA: Einheimische nach der Klassifikation der OECD; offizielle PISA-Studien
Nat.-IQB: Einheimische nach der nationalen Klassifikation, die auch den IQB-Studien zugrunde liegt.
Nach der nationalen Klassifikation haben die einheimischen Deutschen weitere 5 Punkte hinzugewonnen. Damit liegen sie einen Punkt vor den OECD-PISA-Esten und 10 Punkte vor den OECD-PISA-Finnen. Auch hier ist es fraglich, ob Esten und Finnen nach der nationalen Klassifikation hinzugewinnen würden. Wenn überhaupt, dann sind diese Zugewinne minimal. Somit sind Deutsche und Esten praktisch punktgleich. Der Vorsprung der Deutschen gegenüber den Finnen ist vermutlich statistisch signifikant; der Unterschied von 10-x mit sehr, sehr kleinem x ist aber nicht sonderlich bedeutsam.
Insgesamt hat die nationale Klassifikation das noch stärker untermauert, was bereits nach der OECD-PISA-Klassifikation offenkundig war:
- Betrachtet man nur die Einheimischen, dann sind keine Unterschiede zwischen Deutschen, Esten und Finnen festzustellen. Unterschiede zwischen den Gesamtbevölkerungen sind praktisch ausschließlich auf die Migranten zurückzuführen.
Bei allen Vergleichen zwischen Deutschland und anderen Ländern – egal ob auf OECD-PISA-Basis oder nach der nationalen Klassifikation – ist jedoch zu beachten, dass in Deutschland wegen fehlender Werte außergewöhnlich vielen Schülern kein Migrationsstatus zugeordnet werden konnte. Dadurch werden die deutschen Einheimischen ein kleines bisschen überschätzt. Auf diesen Punkt gehen wir im nächsten Beitrag ein.
Hier gibt es die Fortsetzung → Teil 13.
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Stichwörter:
Bildung, PISA, Migranten, Migrationshintergrund, Zuwanderungshintergrund, Migrationsstatus, IQB, OECD, Naturwissenschaften
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