Auf nach Estland! – Teil 4

PISA 2015 - Lesekompetenz nach Migrationsstatus

Auf nach Estland!

Teil 4: Estland, Finnland und Deutschland – Gute und schlechte Migranten (Fortsetzung)

Im vorherigen → Teil 3 haben wir anhand von PISA 2015 (1) den enormen Einfluss der Migranten in Estland, Finnland und Deutschland auf die Leistungen in den Naturwissenschaften dargestellt.

Auf der Grundlage der Zusatzmaterialien, die im Internet heruntergeladen werden können (2), können wir auch den Einfluss der Migranten in den Bereichen Lesekompetenz und Mathematik betrachten.

Abbildung 4.1 veranschaulicht die Ergebnisse zur Lesekompetenz.

PISA 2015 - Lesekompetenz nach Migrationsstatus Deutschland, Estland, Finnland
Abbildung 4.1: PISA 2015 – Lesekompetenz nach Migrationsstatus

In Abbildung 4.1 steckt ein äußerst bemerkenswertes Ergebnis. Um dies zu erkennen, muss man sich die Ausgangslage vergegenwärtigen. Im → Teil 1 haben wir gesehen: In der Gesamtbevölkerung liegt Finnland mit 526 Punkten vor Estland mit 519 und Deutschland mit 509 Punkten; das heißt: insgesamt liegt Deutschland 17 Punkte hinter Finnland und 10 Punkte hinter Estland. Betrachtet man nur die Einheimischen, dann ergibt sich ein völlig anderes Bild. Nun liegt Deutschland (526) nur noch knapp hinter Finnland (531); Deutschlands Rückstand ist von 17 auf 5 Punkte geschrumpft. Estland ist mit 523 Punkten sogar hinter Deutschland zurückgefallen – der 10-Punkte Rückstand Deutschlands hat sich in einen 3-Punkte-Vorsprung verwandelt!

Während sich die Einheimischen kaum voneinander unterscheiden, gibt es extreme Unterschiede zwischen den Migranten in den drei Ländern. Mit 494 Punkten schneiden die Migranten in Estland gut ab (der Mittelwert der 35 OECD-Länder beträgt 493 Punkte). In Deutschland zeigen die Migranten hingegen schlechte (468 Punkte) und in Finnland sehr schlechte Leistungen (448 Punkte).

Daraus ergibt sich zwischen Einheimischen und Migranten in Estland ein großer Unterschied von 29 Punkten, in Deutschland ein sehr großer (58 Punkte) und in Finnland ein gigantischer Unterschied (83 Punkte).

Durch den Einfluss der Migranten wird das Leistungsniveau der Einheimischen so stark verzerrt, dass sich in der Gesamtbevölkerung sogar Verschiebungen in der Rangordnung der drei Länder ergeben.

  • Würde man nur die Einheimischen betrachten, dann bräuchte man über die geringfügigen Unterschiede zwischen Deutschen, Esten und Finnen gar nicht zu reden. Es sind die Migranten, die das Bild gravierend verzerren!

In der nächsten Folge betrachten wir den Einfluss der Migranten auf die Leistungen in Mathematik → Teil 5.


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Quellen und Anmerkungen

(1) OECD (2016), PISA 2015 Ergebnisse (Band I). Exzellenz und Chancengerechtigkeit in der Bildung. W. Bertelsmann Verlag, Germany. DOI 10.3278/6004573w

(2) PISA 2015. Zusatzmaterialien im Internet. Anhang zu Kapitel 7. http://dx.doi.org/10.1787/888933433226

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Stichwörter:
Bildung, PISA, Estland, Finnland, Deutschland, Lesekompetenz, Migranten, Migrationshintergrund

2 Kommentare zu „Auf nach Estland! – Teil 4

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