Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten – Teil 5

Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten

Teil 5: Das Elend mit den Migranten

Die vorangegangenen Folgen zum IQB-Ländervergleich 2012 (1) haben gezeigt:

  • Die Mathematikleistungen in den ostdeutschen Flächenländern fallen sehr viel besser aus als im übrigen Deutschland (→ Teil 1).
  • In den ostdeutschen Flächenländern ist der Frauenanteil in der Lehrerschaft sehr viel größer als in den anderen Bundesländern (→ Teil 2).
  • Die Lehrer in den ostdeutschen Flächenländern sind sehr viel älter als im übrigen Bundesgebiet (→ Teil 3).
  • In den ostdeutschen Flächenländern ist der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund sehr viel kleiner als im übrigen Bundesgebiet (→ Teil 4).

In einem Satz:

  • Geschlecht und Alter der Lehrer korrelieren positiv und die Migrantenquote korreliert negativ mit den Schulleistungen.

Die zentrale Frage lautet: Welche der drei Variablen – wenn überhaupt – trägt zu einem wesentlichen Teil ursächlich zu den Leistungsunterschieden bei?

Die Vorstellung, dass ältere, erfahrene Lehrerinnen entscheidend für die guten Leistungen in den ostdeutschen Flächenländern verantwortlich sind, mag bei politisch korrekten Bildungs“experten“, Femininistinnen und Dschänderforsch_xlsbq*?% ein erfreutes Echo finden. Gleichwohl ist diese Vorstellung purer Nonsens. Dies wird bereits anhand der folgenden Betrachtungen deutlich werden; in einer späteren Folge werden wir das Märchen von den erfahrenen älteren Lehrerinnen ausführlicher betrachten.

Im Gegensatz zu den Lehrermerkmalen Geschlecht und Alter ist das Schülermerkmal Migrationshintergrund ein aussichtsreicher Kandidat für eine relevante Kausalursache.

In Tabelle 5.1 finden sich in der linken Hälfte die Leistungen der gesamten Schülerschaft, die bereits aus den bisherigen Folgen bekannt sind. In der rechten Hälfte finden sich die Leistungen der Schüler ohne Migrationshintergrund. Die beiden Tabellenhälften sind jeweils in absteigender Rangfolge geordnet.

Schüler insgesamt ||| Ohne Migrationshintergrund
Sachsen 536 549 Sachsen
Thüringen 521 543 Bayern
Brandenburg 518 530 Bremen
Bayern 517 529 Hamburg
Sachsen-Anhalt 513 528 Thüringen
Mecklenburg-Vorpommern 505 526 Saarland
Rheinland-Pfalz 503 525 Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein 502 524 Brandenburg
Baden-Württemberg 500 524 Berlin
Hessen 495 521 Rheinland-Pfalz
Niedersachsen 495 518 Baden-Württemberg
Hamburg 489 517 Sachsen-Anhalt
Saarland 489 516 Hessen
Nordrhein-Westfalen 486 512 Mecklenburg-Vorpommern
Berlin 479 512 Nordrhein-Westfalen
Bremen 471 503 Niedersachsen
Deutschland 500 521 Deutschland
Tabelle 5.1: IQB Ländervergleich 2012. Leistungen in Mathematik.
Linke Tabellenhälfte: Gesamte Schülerschaft
Rechte Tabellenhälfte: Schüler ohne Migrationshintergrund.
Grün hervorgehoben: Ostdeutsche Flächenländer.


Die linke und die rechte Hälfte der Tabelle 5.1 zeigen zwei völlig unterschiedliche Welten.

In der Gesamtstichprobe lag der Mittelwert für Deutschland bei 500; bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund beträgt er 521.

In jedem einzelnen Bundesland schneiden die Deutschen ohne Migrationshintergrund deutlich besser ab als die Gesamtstichprobe. Folglich zeigen die Migranten in allen Bundesländern (sehr) viel schlechtere Leistungen als die Deutschen.

Die ostdeutschen Flächenländer belegten in der Gesamtstichprobe die Rangplätze 1, 2, 3, 5 und 6 – betrachtet man nur die Deutschen ohne Migrationshintergrund, dann lauten die Rangplätze 1, 5, 8,5, 12 und 14,5. Der Leistungsvorteil der ostdeutschen Flächenländer hat sich mir nichts dir nichts in Luft aufgelöst! Er war einzig und allein der Tatsache zu verdanken, dass dort der Migrantenanteil sehr viel niedriger ist als im übrigen Bundesgebiet. Damit ist auch klar, dass das Geschlecht und das Alter der Lehrer keinerlei substanziellen Beitrag zum herausragenden Abschneiden der ostdeutschen Flächenländer leisten.

Nimmt man die Migranten heraus, dann schießen einige andere Bundesländer raketenartig nach oben: Das Saarland von Platz 13 auf Platz 6, Hamburg von Platz 12 auf Platz 4 und Bremen, das sonst immer und überall die Rote Laterne trägt, von Rang 16 auf Rang 3! (Es ist aber anzumerken, dass in diesen Ländern sehr viele Angaben zum Migrationshintergrund fehlen, so dass deren Werte nur mit Vorbehalt zu genießen sind.)

In der nächsten Folge wird das katastrophale Leistungsniveau der Migranten näher betrachtet → Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten. Teil 6: Die deutsche Bildungslandschaft mit und ohne Migranten.

*

Quellen und Anmerkungen

(1) Hans Anand Pant, Petra Stanat, Ulrich Schroeders, Alexander Roppelt, Thilo Siegle, Claudia Pöhlmann (Hrsg.): IQB-Ländervergleich 2012 Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I. Münster: Waxmann Verlag GmbH, 2013.
Im Internet erhältlich unter https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/lv2012/Bericht

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Stichwörter:
Bildung, Mathematik, IQB, Bildungsstudie, Bundesland, Schulleistungen, 2012, Geschlecht, Alter, Migranten, Migrationshintergrund

3 Kommentare zu „Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten – Teil 5

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