Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten
Teil 4: Die Sache mit den Migranten
Der IQB-Ländervergleich 2012 (1) hat gezeigt:
- Die Mathematikleistungen in den ostdeutschen Flächenländern fallen sehr viel besser aus als im übrigen Deutschland (→ Teil 1; siehe unten, Tabelle 4.1, Spalte 2).
- In den ostdeutschen Flächenländern ist der Frauenanteil in der Lehrerschaft sehr viel größer als in den anderen Bundesländern (→ Teil 2; siehe unten, Tabelle 4.1, Spalte 3).
- Die Lehrer in den ostdeutschen Flächenländern sind sehr viel älter als im übrigen Bundesgebiet (→ Teil 3; siehe unten, Tabelle 4.1, Spalte 4).
In Tabelle 4.1 wird eine weitere Variable berücksichtigt, nämlich der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund, der in der letzten Spalte (%Migranten) dargestellt ist (2).
Lehrer | ||||
Mathe | %Frauen | 40+ | %Migranten | |
Sachsen | 536 | 73,1 | 97,0 | 9,9 |
Thüringen | 521 | 80,7 | 98,2 | 7,7 |
Brandenburg | 518 | 72,6 | 97,3 | 8,1 |
Bayern | 517 | 38,2 | 55,1 | 24,5 |
Sachsen-Anhalt | 513 | 82,1 | 100,0 | 6,8 |
Mecklenburg-Vorpommern | 505 | 77,2 | 94,6 | 7,8 |
Rheinland-Pfalz | 503 | 46,2 | 64,1 | 24,9 |
Schleswig-Holstein | 502 | 45,7 | 68,8 | 17,0 |
Baden-Württemberg | 500 | 29,3 | 70,7 | 28,7 |
Hessen | 495 | 47,8 | 65,4 | 35,9 |
Niedersachsen | 495 | 53,8 | 69,6 | 22,6 |
Hamburg | 489 | 45,0 | 61,7 | 43,2 |
Saarland | 489 | 36,0 | 61,8 | 20,3 |
Nordrhein-Westfalen | 486 | 45,5 | 69,9 | 33,2 |
Berlin | 479 | 53,8 | 85,3 | 36,7 |
Bremen | 471 | 39,1 | 74,6 | 39,2 |
Deutschland | 500 | 55,2 | 77,5 | 26,4 |
Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund betrug in der IQB-Studie von 2012 „nur“ 26,4 Prozent. (In der neuesten IQB-Studie von 2016 lag die Migrantenquote bei 34 Prozent, wobei die Kinder, die mit der Masseninvasion ab 2015 ins Land strömten, gar nicht berücksichtigt wurden.)
Die ostdeutschen Flächenländer hatten in dieser Hinsicht mit großem Abstand die günstigsten Bedingungen – hier betrug der Migrantenanteil 6,8 (Sachsen-Anhalt) bis 9,9 Prozent (Sachsen).
Im übrigen Bundesgebiet reichte die Migrantenquote von 17,0 (Schleswig-Holstein) bis 43,2 (Hamburg).
Über alle Bundesländer hinweg zeigt sich ein außerordentlich enger negativer Zusammenhang zwischen Migrantenquote und der Schulleistung in Mathematik.
- Je höher der Migrantenanteil in einem Bundesland desto schlechter ist der Leistungsstand der Schüler.
Die Korrelation beträgt -0.78, etwas mehr als 60 Prozent der Varianz zwischen den Bundesländern wird durch die Migrantenquote aufgeklärt.
Somit zeichnen sich die ostdeutschen Flächenländer im Vergleich zu den übrigen Bundesländern durch folgende Merkmale aus:
- Die Schulleistungen in Mathematik sind sehr viel besser.
- Der Frauenanteil am Lehrkörper ist sehr viel höher.
- Die Lehrer sind sehr viel älter.
- Die Migrantenquote ist sehr viel kleiner.
In den weiteren Folgen ist zu klären, welche der drei Variablen – Geschlecht der Lehrer, Alter der Lehrer, Migrantenquote – sich ursächlich auf die Schülerleistung auswirken und welche Zusammenhänge lediglich Scheinkorrelationen darstellen.
Antworten gibt es in der Fortsetzung → Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten. Teil 5: Das Elend mit den Migranten.
(1) Hans Anand Pant, Petra Stanat, Ulrich Schroeders, Alexander Roppelt, Thilo Siegle, Claudia Pöhlmann (Hrsg.): IQB-Ländervergleich 2012 Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I. Münster: Waxmann Verlag GmbH, 2013.
Im Internet erhältlich unter https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/lv2012/Bericht
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Stichwörter:
Bildung, Mathematik, IQB, Bildungsstudie, Bundesland, Schulleistungen, 2012, Frauen, Lehrer, Lehrerinnen, Mathematiklehrerinnen, Geschlecht, Alter, Migranten, Migrationshintergrund, Migrantenquote
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