Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten – Teil 2

Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten

Teil 2: Die segensreiche Frauenquote

In dem groß angelegten IQB Ländervergleich 2012 (1) wurde das Leistungsniveau von mehr als 44.000 Schülern der 9. Jahrgangsklasse in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften getestet. Im → Teil 1 haben wir gesehen: Im Fach Mathematik schnitten die ostdeutschen Flächenländer hervorragend ab und belegten die Rangplätze 1, 2, 3, 5 und 6.

Kulturdeterministische Bildungs“experten“ sind der Meinung, die Schülerleistungen hingen entscheidend von den Lehrern und den Schulen ab; dementsprechend werden in Bildungsstudien auch eine Reihe von Lehrermerkmalen erhoben.

Ein häufig diskutiertes Lehrermerkmal ist das Geschlecht. Spalte 3 der Tabelle 2.1 zeigt den prozentualen Anteil der Frauen unter den Mathematiklehrern.

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Mathematik % Frauen
Sachsen 536 73,1
Thüringen 521 80,7
Brandenburg 518 72,6
Bayern 517 38,2
Sachsen-Anhalt 513 82,1
Mecklenburg-Vorpommern 505 77,2
Rheinland-Pfalz 503 46,2
Schleswig-Holstein 502 45,7
Baden-Württemberg 500 29,3
Hessen 495 47,8
Niedersachsen 495 53,8
Hamburg 489 45,0
Saarland 489 36,0
Nordrhein-Westfalen 486 45,5
Berlin 479 53,8
Bremen 471 39,1
Deutschland 500 55,2
Tabelle 2.1: IQB Ländervergleich 2012. Leistungen in Mathematik und prozentualer Anteil der Frauen an der Lehrerschaft.
Grün hervorgehoben: Ostdeutsche Flächenländer.


Bundesweit beträgt der Frauenanteil unter den Mathematiklehrkräften 55,2 Prozent.

In den ostdeutschen Flächenländern ist der Frauenanteil sehr viel höher: die niedrigste Frauenquote hat Brandenburg mit 72,6 Prozent, die höchste hat Sachsen-Anhalt mit 82,1 Prozent. Damit gibt es in den ostdeutschen Flächenländern mehr als dreimal so viele Mathematiklehrerinnen wie Mathematiklehrer.

In den übrigen Bundesländern liegt der Frauenanteil zwischen 29,3 Prozent (Baden-Württemberg) und 53,8 Prozent (Niedersachsen und Berlin). Hier sind insgesamt die männlichen Lehrkräfte deutlich in der Überzahl.

Über die sechzehn Bundesländer hinweg beträgt die Korrelation zwischen der Schülerleistung und der Lehrerinnenquote 0,60. Das heißt: Je größer die Frauenquote in der Lehrerschaft desto bessere Mathematikleistungen zeigen die Schüler.

Sechsunddreißig Prozent der Varianz zwischen den Bundesländern wird durch den Frauenanteil „erklärt“. Für kulturdeterministische Bildungs“experten“ ist dies ein äußerst erfreulicher Befund.

Wie der nächste Teil dieser Serie zeigt, gibt es für kulturdeterministische Bildungs“experten“ weiteren Grund zur Freude → Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten. Teil 3: Die ältere, erfahrene Lehrerin.

*

Quellen und Anmerkungen

(1) Hans Anand Pant, Petra Stanat, Ulrich Schroeders, Alexander Roppelt, Thilo Siegle, Claudia Pöhlmann (Hrsg.): IQB-Ländervergleich 2012 Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I. Münster: Waxmann Verlag GmbH, 2013.
Im Internet erhältlich unter https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/lv2012/Bericht

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Stichwörter:
Bildung, Mathematik, IQB, Bildungsstudie, Bundesland, Schulleistungen, 2012, Frauen, Frauenquote, Lehrer, Lehrerinnen, Mathematiklehrerinnen, Geschlecht

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4 Kommentare zu „Von Mathematik, älteren Lehrerinnen und Migranten – Teil 2

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